Ein Rütteln am Tor des Zaunes lässt die Tauben vor dem Haus aufschrecken. Zwei Frauen treten ein. Sie werden hastig gegrüßt und zum hinteren Teil des Hauses geführt. „Kunden“, Nurullah entschuldigt sich, geht nach unten und verschwindet im gleichen Raum wie die beiden Frauen. Die zwei Frauen gehen wieder. Ein wenig später kommen neue Kunden. Er geht zum Taubenschlag, nimmt eine Taube heraus und verschwindet wieder. Heute ist ein sehr geschäftigter Tag. Er ist ein professioneller Heiler, der auf das Bekämpfen von Kinderlosigkeit spezialisiert ist. Tauben braucht er, um seine Rituale zu vollführen. Er genießt dafür hohes Ansehen. Seine Kunden sind nicht nur Rohingya, sondern auch Rakhine und buddhistischen Frauen anderer Stämme. Und das, obwohl er nicht einmal fließend burmesisch spricht, wie der Rest seiner Familie. Aber er ist ein kraftvoller Heiler und kinderlos zu sein scheint in Myanmar eine zu große Schande zu sein, als dass man keine Hilfe von den verachteten Rohingya sucht. Mit einem großen Lächeln zeigt Nurullah seine, wie einen Schatz gehütete, Sammlung kleiner bunter Bilder. Jedes einzelne zeigt einen Propheten des Islams, vergleichbar mit den Prophetenstammbäumen, die manchmal in Moscheen zu sehen sind. Obwohl er all diese Bilder gesammelt hat, weiß er nur wenig über das, was diese Männer taten. Er ist gespannt, mehr über die Propheten auf diesen Bildern zu hören. Jedes kleine Detail über Jesus, Jona und Josef wurde von ihm eifrig aufgesaugt.
Bitte betefür Nurullah und andere Rohingya, die an magische Praktiken gebunden sind, dass sie Jesus als Herrn über ihr Leben und ihren Tod, ihre Gesundheit und ihren Krankheiten annehmen können.