Meine Freundin ruft an. „Kannst Du bitte meinen Cousin in der Stadt besuchen? Er würde sich über einen Besuch freuen!“ Meine Teamkollegin und ich nehmen ein Taxi, um ans andere Ende der Stadt zu fahren. Als wir ankommen, steht er bereits wartend auf dem Balkon im ersten Stock. Er bittet uns herein und heißt uns herzlich willkommen.
In der Wohnung erwartet uns eine reiche Auswahl an Früchten und ein fantastisches Festmahl. Der jüngste Sohn bringt uns drei verschiedene Getränke aus der Küche. Dem Gast eine Auswahl anzubieten ist ein wichtiges Zeichen der Gastfreundschaft,
Beim Essen kommen wir ins Gespräch. Herr Bara erzählt.
„In Burma habe ich Burmesisch und Englisch gelernt. Ich war auf der Universität. Aber weil ich Rohingya bin, habe ich weder im Gymnasium noch auf der Universität ein Abschlusszeugnis erhalten. Ich habe nichts in der Hand, um meine Qualifikation nachzuweisen.
Vor kurzem hatte ich einen Schlaganfall. Seither bin ich halbseitig gelähmt. Als Flüchtling bekomme ich in Malaysia keine gute medizinische Versorgung. Ich habe selbst Physiotherapie und Logotherapie gemacht. Ich merke, dass wir Menschen zweiter Klasse sind, Man will uns hier nicht. Wir haben keine Rechte. Mir ist es nicht möglich, legal in Malaysia zu arbeiten. Seit dem Schlaganfall kann ich meine Familie nicht mehr versorgen.
Ich habe mich mit meiner Familie um Asyl in Amerika beworben. Das Verfahren ist schon recht weit gediehen und es sieht so aus, dass wir bald aufbrechen können. Es gibt noch Hürden. Wir brauchen noch medizinische Untersuchungen. Und müssen noch viel über die Kultur lernen, um den Test zu bestehen. Ich bin hoffnungsvoll, dass wir dort bald ein neues Leben starten können.“
Herr Bara sagt mir, in welche Stadt in Amerika er voraussichtlich zugewiesen wird. Ich schaue auf Google Maps nach und zeige ihm einige Fotos. Ich erzähle ihm, dass es dort schöne Spielplätze für seine Kinder gibt. Sie werden gleiche Rechte wie alle Bewohner Amerikas haben und vieles unternehmen können, von dem sie hier nur träumen. Ohne Ansehen der Person wird ihnen medizinisch geholfen werden. Er wird Physiotherapie verschrieben bekommen. Man wird ihm helfen, eine Arbeitsstelle zu bekommen. Vielleicht wird man ihn bitten, als Übersetzer zu arbeiten.
Herr Bara hört aufmerksam zu. Auf seinem Gesicht wechseln sich hoffnungsvolle Blicke mit zweifelnden Sorgenfalten ab. Ist solch eine Zukunft wirklich für jemanden wie ihn möglich? Als Rohingyah ist er es gewohnt, ein Niemand zu sein, den man übersieht. Sollte jemand ihn sehen, fördern und unterstützen wollen? Als Flüchtlingsfamilie waren sie es gewohnt, dass man sie nicht wollte, sondern abzuschieben versuchte. Sollte ein Land, sollte jemand ihn und seine Familie mit offenen Armen willkommen heißen? Das ist für ihn unvorstellbar.
Und doch weiß ich als Amerikanerin, dass es stimmt! Keiner von uns ist perfekt. Amerika ist nicht perfekt. Aber es gibt so viele Menschen, die bereitwillig helfen. Die Hoffnung säen wollen, wo sie nur können.
Nicht der Zweifel, sondern die Hoffnung soll durch die erwiesene Hilfe in den Flüchtlingen wachsen!
Beten Sie für die Rohingya in Malaysia, die krank sind und ihre Familien nicht versorgen können.
Beten Sie, dass Asylanträge wohlwollend bearbeitet werden. Beten Sie für die Familien während der langen Wartezeit.
Beten Sie, dass sie in dem neuen Land mit Menschen in Beziehung kommen, die ihnen beim Einleben helfen, sodass die Hoffnung wächst und Kraft freisetzt. Beten Sie, dass Jesus die inneren Wunden heilt.
Beten Sie für die Rohingya, deren Asylantrag abgelehnt wird. Beten Sie, dass sie nicht verzweifeln, sondern Gott, der ihnen ihr Leben gab, ihnen Hoffnung für ihr Leben gibt.