Geschichtlicher Hintergrund
Vor 1000 Jahren erreichten die ersten muslimischen Siedler die Küste von Arakan(Rakhine) im Westen Burmas(Myanmar). Die meisten waren schiffsbrüchige seefahrende Händler. Sie ließen sich nieder und heirateten Frauen der ansässigen buddhistischen Bevölkerung. Durch die Jahrhunderte gab es immer wieder Hinweise für die Gegenwart von Sufis (muslimische Mystiker) in den Küstenregionen, muslimischen Händlern in den Städten und sogar von muslimischen Kämpfern am Königshof von Arakan. Der Name „Rohingya“ (genau wie „Rakhine“) wurde wahrscheinlich vom „Rohingyahang“ einem alten Namen für Arakan abgeleitet. Das erste Mal taucht dieser Name in den Studien des britischen Gelehrten Francis Buchanan im Jahr 1799 auf. Er berichtet von „Mohammedanern, die schon lange in Arakan leben und sich selbst Rohingyaoinga oder die Urneinwohner von Arakan nennen.“
Die Annexion von Arakan durch die Briten im ersten Englisch-Burmesischen Krieg (1824-1826) öffnet den Weg für immer mehr Muslimische Zuwanderer aus Bengalen. Die ersten größeren Spannungen zwischen Muslimischen und Buddhistischen Bevölkerungsgruppen brachen während dem Rückzug der Briten vor den sich immer weiter ausbreitenden japanischen Truppen 1942 aus, ausgelöst durch Anti-Muslimische Aufstände im Norden von Arakan. Einige Zeit nachdem Burma die Unabhängigkeit von Britannien am 4. Januar 1948 erlangte, brachen überall im Land Aufstände auf. In Arakan kämpften neben muslimischen Mjaheddin, auch Buddhistische Arakanesen und kommunistische Gruppen gegen die Regierung. In einer kurzen Zeit unter demokratischer Regierung genossen die Rohingya die volle Staatsangehörigkeit. Sie genossen sogar Privilegien, wie regelmäßige Radiosendungen in ihrer eigenen Sprache. Im März 1962 übernahm die Armee durch einen Putsch die Regierung und startet den „Burmesischen Weg in den Sozialismus“. Wegen immer schwerer werdender Diskriminierung und schlechter Behandlung gegen die Muslime im Norden von Arakan flohen immer mehr in das benachbarte Bangladesch. Zweimal, in den Jahren 1978/1979 und im Jahr 1992 wurden, strömten jeweils zwei größere Wellen von ca. 250.000 Flüchtlinge in das benachbarte Land. Die meisten wurden später nach Verhandlungen mit den Regierungen der beiden Länder wieder zurück gesiedelt. Als die burmesische Regierung im Jahr 1982 das burmesische Staatsbürgerschaftsgesetz verabschiedete, wurden den Rohingya ihre Staatsbürgerschaft genommen und sie wurden de facto staatenlos. Nachdem Demokratie immer mehr Einzug gehalten hatte, riss die Armee im Jahr 1988 erneut die Macht an sich. Wichtige geographische Benennungen wurden 1989 geändert (Burma zu Myanmar, Rangoon wurde zu Yangon, Arakan zu Rakhine, etc.). Die Unterdrückung der Rohingya blieb allerdings unverändert.
Aktuelle Geschehnisse
Seit 1990 hat sich die Situation der Rohingya nur noch verschlechtert. „Historisch gesehen gab es die Rasse der Rohingya nicht in Myanmar,“ so ein öffentlicher Bericht der des Außenministeriums. Die Regierung Myanmars behauptet einfach, die Rohingyas seien illegale Immigranten, die das Land aus den Grenzgebieten mit Bangladesch und Indien seit der Kolonialregierung der Briten im Jahr 1824 infiltrierten, sodass ihnen die Staatsbürgerschaft verweigert wird. Eine staatliche Zeitung wiederholte: „Die Rohingyahinjas zählen nicht zu den 100 Nationalen Ethnien der Union Myamar.“ Diese Meinung wird von einem großen Teil der Bevölkerung ebenfalls geteilt, die die Rohingya stattdessen „Bengalis“ nennt. Die Rohingya sind die Leidtragenden zahlreicher Diskriminierungen. Die meisten haben nicht einmal gültige Identifikationspapiere. Reisen und Bildung sind für sie stark eingeschränkt. Ungleiche Besteuerung, die Konfiszierung von Land und Vieh, Zwangsarbeit, usw. sind für sie an der Tagesordnung. Wirtschaftliche Unsicherheit und extreme Armut, gepaart mit dem Kampf um das Nötigste, kommen noch erschwerend hinzu. Schon seit einigen Jahren flohen immer wieder Rohingyas durch den Golf von Bengalen mit der Hoffnung Thailand, Malaysia oder Indonesien zu erreichen. Manchmal wurden sie von diesen Ländern nicht akzeptiert. Häufiger wurden diese Flüchtlinge von Menschenhändlern gefangen, die sie dann in sklavenähnliche Verhältnisse auf Farmen oder Großbaustellen verkauften. Und viele andere starben auf dem Meer. Als die neue quasi-demokratische Regierung 2011 an die Macht kam, hofften viele auf demokratische Reformen und Veränderung. Tatsächlich wurde die Lage der Rohingya noch schlechter.
2012 und darüber hinaus – Der Konflikt eskaliert
Die angebliche Vergewaltigung und der Mord eines buddhistischen Mädchens im Mai 2012 in einem Dorf der Rakhine führten zu monatelangen kommunalen gewaltsamen Aufständen im Norden des Staates. Tausende Häuser wurden niedergebrannt und hunderte Menschen starben, die meisten Opfer waren Rohingya. Seitdem leben immer noch nahezu alle 150.000 Muslime aus Sittwe in kleinen Lagern außerhalb der Stadt. Selbst nach dem die gewählte NLD (Nationale Liga für Demokratie) Regierung unter der Führung von Aung San Suu Kyi in 2016 an die Macht kam, blieb die angespannte Situation im unverändert. Nachdem die vorher unbekannte terroristische Gruppierung „Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA)“ im Oktober 2016 einige Polizeistationen attakierte, folgte eine heftige Intervention der Armee begleitet durch systematisches in Brandsetzen von Dörfern, Massenmorden, Vergewaltigungen usw. Dieses wiederholte sich nach einem weiteren von ARSA verübten Attacken im August 2017. Die UN nannte die brutale Vorgehensweise „ein Lehrbuch Beispiel für eine ethnische Säuberung“, auf die eine unerwarteter Massenexodus von 700.000 flüchtenden Rohingya nach Bangladesch folgte. Auch wenn Bangladesch und Myanmar über mögliche Rückführungen sprechen, weist nichts darauf hin, dass dies in naher Zukunft geschehen könnte.
Kultur und Geistliche Situation
Die meisten Rohinya sind Muslime, die den sunnitischen Islam mit vielen Einflüssen des Sufi- und Volksislam, wie der Verehrung von heiligen, Schreinen und Magie, praktizieren. In den letzten Jahren kam es zu einem immer größeren Einfluss von fundamentalistischen Lehrern, die in radikal-islamischen Kreisen im Ausland ausgebildet wurden. Die schlechten Ausbildungchancen in Rakhine ließen vielen keine Wahl, außer religiöse Schulen zu besuchen. Die Sprache der Rohingya ist verwand mit dem Dialekt des Bangla Dialekts Chittagonisch, weist jedoch immer noch Unterschiede auf. Bisher gibt es kein etabliertes System die Sprache der Rohingya zu verschriftlichen, auch wenn bereits mehrfach versucht wurde, eines einzuführen. Aus diesem Grund ist praktisch keine Literatur in der Sprache der Rohingya verfügbar. Das Buch Operation Welt nennt die Rohingya „eines der am meisten vergessenen und ungewollten Völker dieser Welt“! Nichtsdestotrotz, Gott hat sie nicht vergessen. Vor mehr als zehn Jahren, kam eine kleine Gruppe Rohingya zum Glauben an Jesus, manchmal durch übernatürliche Begegnungen oder Träume. Trotz zahlreichen Hindernissen, folgen heut einige hundert Rohingya treu Jesus nach, die meisten von ihnen in den Flüchtlingslagern in Bangladesch. Eines der größten Hindernisse war das Fehlen einer Bibelübersetzung in ihrer Sprache. Doch vor einigen Jahren wurde ein solches Projekt zur Übersetzung der Bibel in die Sprache der Rohingya gestartet. Teile der Schrift sind nun übersetzt und werden mit Hilfe von Audio und Videodateien verteilt. Auch wenn diese Nachrichten höchst ermutigend sind, bleiben immer noch 99,9 % der Rohingya auf dem Weg in eine Ewigkeit ohne Jesus. Eine Menge Gebet und Aufwand ist nötig, um sie zu erreichen!
Bevölkerungszahlen
Es herrscht eine große Unstimmigkeit über die Zahl der Rohingyahing-yas, aus wahrscheinlich offensichtlichen Gründen. Jede Seite hat Interesse, die Zahlen im eigenen Interesse zu beschönigen. Ein im Jahr 2014 erhobener Zensus – der erste seit Jahrzehnten – gab eine offizielle Zahl von „geschätzten 1.090.000 Personen“ Rohingyas in Rakhine. Wegen ihres umstrittenen Status wurden sie nicht offiziell in diesem Zensus zahlenmäßig erhoben. Würde man allerdings die Rohingya in diese Zahlen mit einbeziehen, käme man für ganz Myanmar auf meine muslimische Gesamtpopulation von 4,3%. Vergleicht man diese Zahlen mit dem letzten Zensus aus den Jahren 1973 und 1983 (3,9% jedes Jahr) würde dies nur einen marginalen Anstieg der muslimischen Bevölkerung in Myanmar bedeuteten. Somit wäre bewiesen, dass es sich bei der Behauptung von massiver illegaler Einwanderung aus Bangladesch um Propaganda handelt.
Doch die Frage bleibt, wenn 2014 die Population der Rohingya in Rakhine etwas mehr als eine Million betrug, wie viele Rohingya leben in der Diaspora anderswo? Nach Jahrzehnten brutaler Verfolgung bleibt nur eine kleine Anzahl von Rohingya in ihrem Heimatland Arakan zurück. Im Dezember 2017 blieben nur noch 300.000 im Land übrig. Smith geht von einer Gesamtzahl von Rohingya, einschließlich jener im Exil, von „ein bis zwei Millionen“ aus. Das offenkundig voreingenommene Buch von Ashraf Alam redet von stark abweichenden Zahlen. Er schätzt die Zahl der Rohingya, gleich mit der buddhistischen Rakhine, auf ungefähr zwei bis drei Millionen (in Myanmar und im Ausland). Geht man von dieser unsicheren Lage für eindeutige Zahlen aus, scheint es doch annehmbar, von einer Rohingya Gesamtbevölkerung von 2 bis 2,5 Millionen Menschen, von denen ca. 20% immer noch in Myanmar leben, während die übrigen im Ausland leben, auszugehen.
(updated January 2018)